Kein Zweifel, das neue Krankenhaus in Hartberg war eine Notwendigkeit und der Neubau ist nicht nur medizinisch notwendig sondern auch architektonisch interessant. Wenn man die helle und hohe, von einer Leichtigkeit betonten Eingangshalle betritt hat man nicht gleich das Gefühl, in einem Krankenhaus zu sein.
Jene Menschen, die aber hier aus jenen Gründen sein müssen, aus denen man eben ins Krankenhaus kommt, jene Menschen haben oft neben den medizinischen Bedürfnissen und neben der Notwendigkeit menschlicher Ansprache auch Sehnsucht nach Gott, nach einem Ort der Stille und Zurückgezogenheit.
Dafür ist die neue Krankenhauskapelle eingerichtet worden. Die Gestaltung derselben ist in der Bevölkerung sehr umstritten. Die Meinungen gehen weit auseinander und reichen von strikter Ablehnung bis zu ehrlicher Zustimmung. Wenn man einmal praktische Überlegungen ausser Acht läßt und nur die Gestaltung auf sich wirken läßt, wenn man sich auf eine Meditation einläßt, auf die Zwiesprache mit dem Herrn, dann wird man in diesem Raum bald merken, dass dieser dafür sehr gut geeignet ist.
Der Kontrast des Rot, der Farbe der Liebe (und wer liebt uns mehr als unser Herr?) zum Krankenhausweiss tut gut. Das Rot strahlt Wärme aus und das Weiche des Teppichs gibt Geborgenheit.
Gedanken von Pfarrer August Janisch: Warum man sich auf Rot niederlassen soll
Ein Raum so ganz anders als die vielen Räume dieses modernen Spitals. Und wo viele Computer und sterile Geräte und menschliches Bemühen um die Heilung eines Menschen optimal eingesetzt werden, da sticht dieser Raum heraus, „der viel Pflege braucht, der Allergien hervorrufen kann, der an Blut erinnert" (Zitate des Personals), eine Kapelle, die mit einem roten Teppich alles einhüllt, was die Christen zur Heilung der Seele anbieten.
Der Altartisch, der jeden Besucher einlädt Platz zu nehmen an der Seite Jesu, damit auch ihm das Wort Jesu vom Letzten Abendmahl erreichen kann: „Nimm und iß, das ist mein Leib, der für dich hingegeben wird".
Der Ambo - Tisch des Wortes Gottes. Wovon kann ich in der Tat leben? Wer und was läßt mich „leben"? Auf wen darf ich mich verlassen?
Der Tabernakel - Ort der Aufbewahrung des Leibes Christi. Seine Gegenwart in der Gestalt des Brotes ist Stärkung, damit uns nichts mangelt und Erinnerung seiner Hingabe an uns.
Das Rot des Teppichs läßt nicht nur denken an Blut, sondern ist mehr noch Farbe der Liebe. Ich darf mich in dieses Rot hineinsetzen und werde hineingenommen, was Jesus Christus „für uns" bereitet hat: Er redet zu uns, Er lädt uns ein am Mahl der Liebe teilzunehmen, der sagt „Ich bin da bei Dir".
Der Blick darf hingehen auf das verwitterte Kreuz eines Hartberger Schnitzers aus dem Anfang dieses Jahrhunderts und auf Maria, die Jesus auf ihren Armen zum Tempel bringt, um ihn dem Herrn darzustellen (Lk 2, 22f). Walter Pisk hat vor ca. 30 Jahren diese Madonna nach Art der Gotik geschnitzt.
Dem Künstler Michael Kienzer, der von einer großen Jury mit der Gestaltung dieser Kapelle betraut wurde, ist es gelungen „dem Raum eine innere Hülle" (G. Koburg) zu geben. Es wird am Besucher liegen sich in diesen Raum einzulassen und den Schritt auf das Rot zu tun. Die Liebe Gottes ist es, die dann den kranken Körper und die kranke Seele umschließen und Heilung bringen wird.
1. ROT IST BLUT
Rot im Krankenhaus verbindet man auf den ersten Blick mit Blut. Auch der Altar, die Bänke sind in Rot. Auch am Altar ist Blut geflossen. Jesus hat sein Blut für uns Menschen vergossen, damit wir heil werden. Stellvertretend für uns hat er sein Blut vergossen. Das zu erleben und zu sehen ist eine Herausforderung. Blut - wer will das schon gern sehen? Und doch ist es das Beste und Gnädigste, was Jesus als Sohn Gottes je tun konnte. Der Besucher der Kapelle sitzt auch auf Rot. Er ist hineingenommen in das Rot des Altars. Er gehört dazu.
2. ROT IST LIEBE
Rot in der Kapelle hat auch eine andere Symbolik. Rot ist auch die Farbe der Liebe. Was Jesus am Kreuz für uns gelitten hat, tat er nicht, um in die Geschichte einzugehen, sondern weil er uns liebt und retten wollte. So ist auch der Besucher der Kapelle hineingenommen in die Liebe Gottes. So dominant wie das Rot in der Kapelle ist, so dominant ist auch die Liebe Gottes zu uns Menschen. So viel Liebe - auch das ist eine Herausforderung.
3. ROT IST "HALT!"
Rot ist auch Signalfarbe im Strassenverkehr "Bei Rot bleib stehn!" - so will auch das Rot in der Kapelle einladen, stehen zu bleiben. Achtung! Hier betrittst du einen Raum, der dich aufhorchen lassen soll. Hier will jemand mit dir reden: Gott selbst will dir begegnen. Bleib stehen! Geh nicht weiter! Lenk dich nicht ab! Verweile! Gerade in Angst, Krankheit und Not will dir Gott besonders nahe sein!
Er gibt dir in dieser Kapelle zu verstehen: -> Was du auch jetzt in diesem Krankenhaus erleiden musst: Jesus hat für dich schon gelitten. -> Wenn du dich auch einsam und verlassen fühlst: Jesus ist da und umgibt dich mit seiner Liebe. -> Wenn du auch am liebsten flüchten möchtest: Bleib stehen! Verweile! Jesus lädt dich ein zu einer Begegnung mit ihm.
Rot - eine Herausforderung! Aber eine schöne und heilsame, weil sie zur Heilung beitragen kann! Heilung durch sein Blut, Heilung durch seine Liebe, Heilung durch die Ruhe des Verweilens, weil dann endlich Gott Zeit hat, mit dir zu reden! Nimm die Herausforderung an!