Die Wallfahrtskirche Maria Lebing blickt auf eine fast 600-jährige Geschichte zurück. Schon 1409 wurde auf dem "Lebern", einem römischen Grabhügelfeld, die Kirche errichtet, die mit dem jetzigen gotischen Hauptschiff ident ist.
Der Ausbau des Presbyteriums fällt in das Jahr 1472. Die Pestkapelle wurde 1682 von den Bürgern der Stadt Hartberg angebaut und 50 Jahre später die Nordkapelle mit dem achteckigen Turm errichtet. 1770 erfolgte die Umwandlung des gotischen Innenraumes in ein prachtvolles spätbarockes Gotteshaus. Die gotischen Fenster wurden zugemauert bzw. verkleinert. Bei den Renovierungsarbeiten 1988 konnten diese wieder teilweise freigelegt werden, ebenso der gotische Tabernakel und die Priesterbank.
Unter Josef II. wurden in Hartberg die Johannes-Magdalenenkirche und die Kreuzkirche geschlossen und abgetragen. Auch die Lebingkirche war bedroht. Nur dem nachdrücklichen Eintreten aller geistlichen und weltlichen Verantwortlichen für die Erhaltung ist es zu danken, dass es heute noch diese schöne Wallfahrtskirche gibt.
Bis in die 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts war Maria Lebing der Lieblingswallfahrtsort der Umgebung, dann bevorzugten sie die Hartberger als Trauungskirche, und heute dient sie den Verstorbenen, denn wegen der Nähe des Friedhofs werden in der Kirche alle Begräbnismessen gefeiert.
Seit Mai 1977 finden wieder Monatswallfahrten statt. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten der Jahre 1986 bis 88 weihte Bischof Johann Weber nach der 138. Monatswallfahrt den neuen Altartisch in der Kirche Maria Lebing, gestaltet von Architekt Dr. Manfred Fuchsbichler aus Graz.
Der barocke Hochaltar wurde dem Altar der Stiftskirche in Vorau nachempfunden und wahrscheinlich von Remigius Homer geschaffen. Lebensgroße Statuen umstehen die ursprünglich gotische Gnadenstatue. Die Kanzel stammt vom Grazer Bildhauer Mathias Leitner, der auch die Kanzel in der Stadtpfarrkirche schuf. Die Orgel hat der Grazer Orgelbauer Andreas Schwarz gebaut. Sie konnte dank der Spenden vieler Hartberger 1976 restauriert werden.
Die durch das Abschlagen der gotischen Gewölberippen und Wanddienste geschaffenen großen Decken- und Wandflächen boten Platz für eine großzügige Ausschmückung mit Fresken. Josef Adam von Molk schuf einen Marienzyklus, der sich über die ganze Kirche verteilt. Am Chorgewölbe ist Maria als Fürbitterin für Hartberg dargestellt, mit einer Ansicht der Stadt über die ein Füllhorn mit Ähren und Trauben ausgeschüttet wird. Am Langhausgewölbe sieht man die Vermählung und Himmelfahrt Mariens. Weitere fünf Wandbilder zeigen Szenen aus ihrem Leben. In der Südkapelle ist eine seltene Darstellung zu sehen, wie Maria den zürnenden Christus besänftigt, der die Welt vernichten will.
Über der Orgelempore zeigt ein Fresko, wie Engel Maria in Gegenwart der Apostel aus dem Grabe heben und Christus entgegenführen. Die Kunstwerke in den Seitenkapellen stellen links das Martyrium des hl. Johannes Nepomuk und rechts die Erfüllung eines Gelübdes der Hartberger Bürger aus dem Pestjahr 1679 dar. Die Pestheiligen Sebastian und Rochus stehen beiderseits des Altars. Ein weiteres Detail ist die Abbildung der Stadt "Hartberg im Jahre 1713" mit Stadtmauer und Wehrtürmen. Das Dachgesims an der Außenmauer der Pestkapelle ist mit seltsamen Fratzenköpfen ausgestattet.
1532 stürmten Türken in die damals noch gotische Kirche und wollten sie ausplündern. Sie griffen auch nach der Gnadenstatue. Da wurden Blick und Gebärde der Madonna so zürnend, dass die wilden Gesellen in Schrecken und Angst aus der Kirche jagten (nach J. Freismuth). 1704 brachen Kuruzzen in die Kirche ein, zertrümmerten die Türen und wollten die Gnadenstatue vom Altar zerren. In diesem Augenblick neigte sich die Madonna gegen die Frevler. Sie waren sprachlos und verließen mit wildem Geschrei das Gotteshaus. Die Wallfahrtskirche blieb dadurch verschont, das Benefiziatenhaus wurde aber niedergebrannt (nach F. Hausmann).
OSR. Franz Groß