Die Filialkirche St. Anna am Masenberg ist erstmals urkundlich im Jahre 1453 erwähnt. Der damalige Hartberger Pfarrer und Propst von Wiener Neustadt widmete einen Acker "zu der Newenstifft Sand Anna". Offensichtlich stand St. Anna zu dieser Zeit bereits in der Obsorge des Pfarrers von Hartberg. Die Gründung geht wahrscheinlich auf einen der Besitzer von Neuberg zurück. Bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden Teile des Annenkogels gerodet und kolonisiert und die Kirche St. Anna steht auf ehemaligem Neuberger Grund. Die Neuberger Grundherren waren bis in das 19. Jahrhundert Vogtherren dieser Kirche und hatten als solche das Kirchengebäude und das Kirchenvermögen zu überwachen.
Der barocke Hochaltar erhebt sich als freistehender Aufbau über einer steinernen, im Kern wohl noch gotischen Mensa. Die Vorderseite der Mensa ziert ein leinenes, bemaltes Antependium mit einer Darstellung der Anna Selbdritt. Zu beiden Seiten des Altares stehen zwei Heiligenfiguren, Elisabeth mit dem Johannesknaben und eine männliche Figur, wahrscheinlich Joachim.
Im Zentrum des Hochaltares ist ein einer Nische mit Baldachin und einer Heiliggeisttaube im Strahlenkranz die im späten 15. Jh. entstandene Figurengruppe der Anna Selbdritt untergebracht. Anna erscheint frontal sitzend auf einer Bank, größer als die beiden anderen Figuren, die sie behütend mit ihren Händen hält. Maria wird mit einem Krönchen auf dem Haupt und einem aufgeschlagenen Buch auf dem linken Knie Ihrer Mutter sitzend dargestellt. Auf dem rechten Knie Annas steht, in seinem Bewegungsdrang festgehalten, der nackte Jesusknabe. Während sowohl Anna ausl auch die mädchenhafte Maria ernst und streng erscheinen, neigt der Knabe mit einem Lächeln sein Gesicht den beiden Frauen zu. Flankiert wird die Anna-Selbdritt-Gruppe zur Linken von Zacharias, dem Gatten Elisabeths und rechts von einem männlichen heiligen, vermutlich Josef. Auf dem Gebälk knien Engel, zwischen denen im Oval mit Strahlenkranz in der Mitte das Auge Gottes erscheint. Darüber das Wappen des Neuberger Herrschaftsbesitzers Johann Maximilian II. Herberstein und seiner Gattin Anna Elisabeth Gräfin von Thun. Der Altar ist wahrscheinlich gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden.
Um die Erbauungszeit der Kirche ist der spätgotische Schreinaltar entstanden, datiert mit 1522. Bis 1982 wurden die Altarflügel im Diözesanmuseum aufbewahrt um sie vor dem Verfall in der bis dahin feuchten Kirche zu bewahren. Dargestellt wird im unteren Teil die Anbetung der Hl. Drei Könige, links die Gottesmutter sitzend vor dem angedeuteten Stall. An den Seiten des Predellenschreinscheinchens finden Sich die Darstellungen des hl. Wolfgang und des hl. Urban. Der Mittelschrein oben ist wiederum eine Anna-Selbdritt-Gruppe. Beide Frauen sitzen einander zugewandt und Maria hälst das Jesuskind ihrer Mutter entgegen. Das Jesuskind wurde nach einem Diebstahl 1981 wieder ergänzt. Die Altarflügel zeigen Darstellungen des hl. Georg und des hl. Florian. Der Flügelaltar dürfte mit ziemlicher Sicherheit bis zur Errichtung des barocken Hochaltares in der Apsis gestanden sein.
Wie bei zahlreichen anderen Annakirchen gab es auch bei der am Masenberg eine Wunderquelle, deren heilendes Wasser vor allem gegen Augenleiden wirken sollte. Doch die Quelle am Masenberg versiegte, weil - wie die Sage berichtet - irgendwann in ferner Vergangenheit Zigeuner ihren blinden Pferden mit dem heilenden Wasser die Augen wuschen. Die Tiere wurden sehend, doch die Quelle versiegte ob dieses Frevels! Im Zuge der Kirchenrenovierung wurde 1982 diese Quelle neu gefasst . Unterhalb der Kirche wurde 1983 ein neues Annabründl gestaltet, wozu der weststeirische Bildhauer Alfred Schlosser eine Steinplastik der hl. Mutter Anna mit dem Kinde Maria schuf.
nach Heimo Kaindl u. Alois Ruhri